In Kiel wurde ich auf das Phänomen der Legasthenie bzw. der Lese-Rechtschreibschwäche aufmerksam, weil mein Sohn in der Grundschule wegen der mangelhaften phonetischen Kenntnisse der Lehrerin an seinen Fähigkeiten zu zweifeln begann, als er, wie gefordert, das zu Papier brachte, was er tatsächlich gehört hatte. Er hatte z.B. das vokalisierte r am Ende von Koffer richtig gehört.
Ich untersuchte die Testleistungen von Schülern, die von Psychologen als legasthen eingestuft worden waren, und fand, dass „die Fehler“ nichts anderes als regionalsprachlich deutbare Schreibungen des richtig Gehörten waren. Daraus war zu schließen, dass das Gehör der „Patienten“ in Takt war.
Wenn jedoch, wie behauptet, die Fehler auf auditive Diskriminationsschwäche zurückgeführt werden konnten, dann musste dies erst recht Auswirkungen auf den Fremdsprachenunterricht haben. Eine Untersuchung legasthener und nicht-legasthener Schüler ergab jedoch keine Differenzen, die signifikant gewesen wären.
Ausgewählte Publikationen zum Thema
1976 Legasthenie als linguistisches Defizit. In: Linguistische Berichte 41, 22-38.
1977 Über den Einfluss der Sprache auf die Wiedererkennungsleistungen von hörenden und gehörlosen Versuchspersonen. International Review of Applied Linguistics in Language Teaching 15 (4), 335-338.
1981 Legasthenie in Wissenschaft und Unterricht. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft (zusammen mit Renate Valtin und Gerheid Scheerer-Neumann).
1985 Contrastive Patholinguistics: The Acquisition of English Grammatical Morphemes by German Dyslexics in a Foreign-language Teaching Context. Papers and Studies in Contrastive Linguistics 19, 5-21.